PID | https://hdl.handle.net/21.11115/0000-000E-C334-B |
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Author | |
Editor(s) | Mayer, Sandra; Frühwirth, Timo; Grigoriou, Dimitra |
Publisher | Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage, Vienna 2024 |
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Cite this Source (Chicago Manual of Style) | Musulin, Stella Mary Bellairs; Musulin, Elsa Gerda Maria Louise Pauline von1965/2024. "Copy Typescript Stella Musulin Translation W. H. Auden "Joseph Weinheber" 1965-04-28--1965-12-31." In Auden Musulin Papers: A Digital Edition of W. H. Auden's Letters to Stella Musulin, edited by Sandra Mayer, Timo Frühwirth, Dimitra Grigoriou, Edward Mendelson, Peter Andorfer and Daniel Elsner. Vienna: Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage, Austrian Academy of Sciences. https://hdl.handle.net/21.11115/0000-000E-C334-B. |
JOSEPH WEINHEBER
(1892-1945)
Von meiner Gartenntür führt ein schmaler Pfad vom Dorf weiter
einen Wald. Auf meinen Gängen dorthin scheint es gehörig, stehen z
bleiben und durch den Zaun deines Gartens zu schauen, in dem man
dich (die Umstände verlangten es) wie einen alten geliebten HFamilien
hund begrub.
Vor zwanzig Jahren kategorisierte Feinde, jetzt nah benachbart,
wären wir vielleicht gute Freunde geworden, die eine gemeinsame
Umwelt und Liebe für das Wort teilten, und hätten bei einem gold-
hellen Kremser lange Gespräche über Syntax, Kommas und Verskunst
geführt.
Ja, ja, es muss gesagt werden, Machthaber, Männer grossen
Unheils und Übelwollens, nahmen dich auf; für wie lang, doch,
wickelten sie dich ein, dich, der auf Goebbels Angebot von Kultur
"In Ruah lassen!" entgegnetest? Aber Krethi und Plethi ziehen
einen Stunk vor, und die Jungen verdammen dich ungelesen.
Was wohl würde dir, dem Österreicher, dem Dichter, dein Herz
gesagt haben, hättest du je von Franz Jägerstätter, dem Sankt
Radegunder Bauern, gehört, der sein einsames Nein zu dem Arierstatat
sagte und geköpft wurde? Natürlich sorgte man dafür, daß nichts
davon zu Ohren kam,
dass du unvorbereitet auf einen Tag sein solltest, der kommen
musste, eine Zeit, voller Schrecken, Tränen und Auflösung, in dem
du, der vom Albdruck erstarrt, dich selbst vernichtet4est?
Vergeltung ging immer wie ein Stümper vor. "Dies alles ist
furchtbar, hier nur Schweigen gemäss."
Unbemerkt und bunbetrauert von mir die Stunde deines Todes,
unbegrüsst von dir war der Augenblick, als ich, von der Vorsehung
geleitet, RKirchstetten zuerst erblickte, an einem Oktobertag in bei
strömendem Regen, in einem Jahr, das unsern Kosmos veränderte,
dem annus mirabilis als die Parität gestürzt wurde.
SchonSchon waren die Reiche, die verloren habtten, genügend warm und
sattgegessen, ihre Verbrechen waren auf prosaische und private Art,
jene Ärgernisse, Tote und Schutt, längst weggeschafft: für ihre
Geschändeten verblasste der Schock, ihre gewaltsam entführten
Physiker hatten kein Heimweh mehr.
Heute lächeln wir bei Hochzeiten, bei denen Braut und Bräutigam
schon auf der Welt waren als sich der Schatten gehoben hatte oder
vielmehr weitergerückt war. BNoch nie war die Erde ohne ihre faule
Stelle, einen Unort mit Posten für Folterer, (In welchen Bars sind
sie willkommen? Welche Mädchen heiraten sie?)
noch nie war überall Friede auf ihrer nährenden Oberfläche:
so viel wir wissen, ist niemand je sicher gewesen, und deshalb
überwachen brave Familienväter, mit der Hingebung von Mönchen, in
geheimen Zonen, Geräte, in denen harmlose Substanz menschenmörderisc
wird.
Doch hier fühl ich mich tzuhause, wie du einst: dieselben kurz-
lebigen Geschöpfe stimmen wieder dieselben sorglosen Lieder an;
Pbstgärten halten fest an dem Regime, das sie kennen, von des April
rasch zunehmenden Farbtönen bis zum ungestümen Herbst, wenn bei
jedem stotternden Windstoss Äpfel auf den Boden plumpsen.
Wenn ich über unser Tal - human bescheiden und sanft im Umris
schaue, in dem der Sichelbach westwärts gurgelt, um sich mit der
Perschling zu vereinigen, bin ich mir bedeutenderen Nachbarn
ehrfürchtig bewusst, der Berge, die hinter mir aufragen, vor mi
des noblen Flusses,
doch möcht ich auch dir Achtung erweisen, Nachbar und Kolle
de
./.
denn selbst mein englisches Ohr erfasst in deinem Deutsch die
Meisterschaft und den Tonfall einen dem es vergönnt war, auf dem
gepfählten Angeradie Violas zu hören, die ihn nachher dazu
verpflichteten, sie "den Abgrund zu nennen".
1965-04-28--1965-12-31 | Could you check the translation for errors.
In W. H. Auden's letter to Stella Musulin from 28 April 1965, he sends her a German-language prose translation of his poem "Joseph Weinheber", made in collaboration with Elizabeth Mayer. In the same letter, he asks Musulin to "check the translation for errors". The estate of Stella Musulin includes manuscript notes, in Stella Musulin's and Elsa von Musulin's hands, that relate to this translation; as well as a typescript of a reworked version of the German translation that incorporates these notes.
External Evidence: ph_046